Byrne & Balzano 4: Septagon by Montanari Richard

Byrne & Balzano 4: Septagon by Montanari Richard

Autor:Montanari, Richard [Montanari, Richard]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Thriller
ISBN: 9783838717401
Herausgeber: Lübbe Digital
veröffentlicht: 2012-02-29T23:00:00+00:00


Um kurz nach elf betrat Jessica das Haus. Alles war ruhig. Nur das Surren der Klimaanlage und das unübertroffene Schnarchen ihres Mannes Vincent im ersten Stock waren zu vernehmen. Es hörte sich an, als nähme er an einem Holzfäller-Wettkampf auf ESPN2 teil.

Jessica machte sich ein Sandwich, doch mehr als die Hälfte legte sie in den Kühlschrank, in Folie eingewickelt. Sie zappte zweimal durch die Kabelkanäle, schaltete den Fernseher dann aus, stieg die Treppe hinauf und warf einen Blick in Sophies Zimmer. Ihre Tochter war hellwach und starrte an die Decke.

Jessica ließ das Licht im Flur brennen und die Tür einen Spalt geöffnet. Ein goldener Lichtstrahl fiel ins Zimmer. Jessica setzte sich behutsam auf den Bettrand und strich ihrer Tochter durchs Haar. Es war sehr lang geworden.

»Hi, mein Schatz«, sagte Jessica.

»Hi, Mom.« Sophies Stimme klang dünn, fern und verschlafen. Sie gähnte.

»Hab ich dich geweckt?«

Sophie schüttelte den Kopf.

»Wie war es heute in der Schule?«

»Wir hatten eine Übung.«

Es dauerte einen Moment, bis Jessica begriff, was Sophie meinte: Die Grundschulen hatten kürzlich damit begonnen, mit ihren Schülern den Ernstfall zu proben. Jessica hatte es auf einem Schwarzen Brett in der Schule gelesen. Daraufhin hatte sie den Direktor angerufen, der ihr erklärte, dass sie den Kindern hypothetische Erklärungen lieferten, um sie nicht einzuschüchtern: Stellt euch vor, ein böser Hund hat sich losgerissen und läuft durch die Schule, und wir alle müssen uns in Sicherheit bringen.

Der Direktor sagte, dass die Erstklässler den Gedanken, ein Hund würde durch die Korridore laufen, ganz lustig fanden. Die Eltern allerdings weniger.

»Wir haben auch Dreiecke gemalt.«

»Dreiecke?«

Sophie nickte. »Gleichschenklige und rechtwinklige Dreiecke.«

Jessica lächelte. »Hört sich gut an.«

»Ich hab die rechtwinkligen am liebsten.«

»Ich auch«, sagte Jessica. Das Gesicht ihrer kleinen Tochter strahlte. Sie sah irgendwie älter aus, als hätte Jessica sie seit ein paar Monaten nicht gesehen, dabei war es erst sechzehn Stunden her. »Wie kommt es, dass du noch nicht schläfst?«

Sophie zuckte mit den Schultern. Sie war in einer Phase, in der sie über jede Antwort sorgfältig nachdachte. Die Phase der programmierten Antworten der Dreijährigen auf jede Frage lag weit zurück – die Zeit, wenn alle kleinen Kinder Miniaturzeugen der Anklage sind.

In dieses Geschäft wollen wir nicht gehen, nicht wahr?

Nein.

Große Mädchen stellen ihren Teller immer in die Spüle, nicht wahr?

Ja.

Jessica vermisste diese Zeit. Einerseits wünschte sie sich, dass ihre Tochter das gescheiteste, wissbegierigste, einfallsreichste und erfolgreichste Mädchen war, das jemals geboren worden war. Andererseits hätte sie es gern gehabt, wenn Sophie das süße, unschuldige Kind geblieben wäre, das ihre Strickjacke nicht alleine zuknöpfen konnte.

»Soll ich dir was vorlesen?«, fragte Jessica.

Momentan schwärmte Sophie für die Romane von Junie B. Jones. Jessica hatte ihre Tochter mehrmals erwischt, als sie abends im Bett mit einer Taschenlampe Junie B. gelesen hatte. Das Lesen war für sie noch eine recht mühselige Aufgabe, aber sie war mit Sicherheit weiter als die meisten anderen Kinder in ihrer Klasse, was das Lesen und Verstehen betraf. Junie B. Jones, die Protagonistin der Geschichten, war ein aufgewecktes sechsjähriges Mädchen. Jessica kam es so vor, als wäre ihre Tochter gestern noch ein großer Fan von Curious George und Dr.



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